SkulpTour München

Alf Lechner (*1925 München †2017 Obereichstätt):
o.T. (1973)

Vierkantstahlrohr, rostfrei, geschliffen, 400 x 700 x 300 cm; Profilquerschnitt 250 x 250 mm. Standort: Gymnasium Fürstenried-West, Graubündener Str. / Pontresinaweg

Nach den "Verformungen" sind die sogenannten "Störungen" die erste Werkgruppe Lechners, die für den Außenraum konzipiert sind und im Kontrast mit Natur und Architektur gedacht sind. Während bei den Verformungen - eher für den Innenraum gedacht - auch schon das Prozesshafte, also die Krafteinwirkung auf das Material, im Fokus stand, wechselt Lechner für die "Störungen" vom Rundrohr zum Vierkantrohr, das größere Dimensionen gestattet. Bei dieser Arbeit ist nun die äußere Krafteinwirkung einer sublimeren, nur mehr optischen Form der Störung gewichen: der Kubus wurde gleichsam geöffnet und verdreht. Zieht man vergleichend etwa die Arbeiten H 183 (1970) in Nürnberg, Skulptur 4/1973 in Wiesbaden oder 28/1973 in Stuttgart hinzu, wird deutlich, wieviel mehr "Energie" einem gekippten oder verdrehten oder aufgerissenen Kubus innewohnt - im Vergleich zur reinen Würfelform, liegend.

In Obereichstätt hinterließ der rastlos produktive Künstler einen phänomenalen Skulpturenpark - Freunde des martialischen Metalls kommen hier auf ihre Kosten: riesige Stahlbrammen werden zerrissen, verbogen, geschnitten. Alles vor der Kulisse eines verlassenen Steinbruchs mit einem riesigen Lavendelfeld. Lechner erhielt den Piepenbrock Preis für Skulptur (1992) lange vor dem Bundesverdienstkreuz (1. Klasse, 2002) und dem Bayerischen Verdienstorden (2008). In Ingolstadt ist seinem Werk ein eigenes Museum gewidmet. Mehr: [Alf-Lechner-Stiftung]

[Foto: mit freundlicher Erlaubnis © 8/2009 Heinz Theuerkauf. Alle Rechte vorbehalten]