SkulpTour Marl

Alf Lechner (*1925 München †2017 Obereichstätt):
3/72 – Rahmenkonstruktion, 4-teilig (1972)

Corten-Stahl, 480 x 270 x 520 cm.
Standort: City-See

Nach den "Verformungen" sind die sogenannten "Störungen" die erste Werkgruppe Lechners, die für den Außenraum konzipiert sind und im Kontrast mit Natur und Architektur gedacht sind. Während bei den Verformungen - eher für den Innenraum gedacht - auch schon das Prozesshafte, also die Krafteinwirkung auf das Material, im Fokus stand, wechselt Lechner für die "Störungen" vom Rundrohr zum Vierkantrohr, das größere Dimensionen gestattet. Bei dieser Arbeit ist nun die äußere Krafteinwirkung einer sublimeren, nur mehr optischen Form der Störung gewichen: einer der vier Kuben "tanzt" aus der Reihe. Zieht man vergleichend etwa die Arbeiten Skulptur 4/1973 in Wiesbaden oder 28/1973 in Stuttgart hinzu, wird deutlich, dass durch die Gegenüberstellung von "Ordnung" und "Unordnung" der Würfel intensiver als ebenmäßige Form wahrgenommen wird - während wir der Würfelform im Alltag meist keine besondere Beachtung mehr schenken.

In Obereichstätt hinterließ der rastlos produktive Künstler einen phänomenalen Skulpturenpark - Freunde des martialischen Metalls kommen hier auf ihre Kosten: riesige Stahlbrammen werden zerrissen, verbogen, geschnitten. Alles vor der Kulisse eines verlassenen Steinbruchs mit einem riesigen Lavendelfeld. Lechner erhielt den Piepenbrock Preis für Skulptur (1992) lange vor dem Bundesverdienstkreuz (1. Klasse, 2002) und dem Bayerischen Verdienstorden (2008). In Ingolstadt ist seinem Werk ein eigenes Museum gewidmet. Mehr: [Alf-Lechner-Stiftung]

[Foto: mit freundlicher Erlaubnis © 8/2015 Klaus-Peter Thommes]