Eduardo Chillida - Skulpturen im öffentlichen Raum

Homenaje a Jorge Guillén (Lo profundo es el aire) (1982)

Stahl, 148 x 308 x 70 cm.
Standort: Cadenas de San Gregorio, Valladolid.

Eine Hommage der Stadt an ihren berühmten Sohn, den Dichter Jorge Guillén (1893-1984), Preisträger des internationalen Literaturpreises Premio Cervantes. Der Titel stammt aus einem seiner Gedichte: »Das Tiefgreifende ist die Luft«.

»Die Zeilen des Dichters Jorge Guillén (1893-1984) aus Valladolid gaben der Skulpturenserie "Lo profundo es el aire", die Eduardo Chillida aus San Sebastián seinem engen Freund widmete, eine Form, wie der Wind dem Felsen.«
[Ayuntamiento de Valladolid]

Jorge Guillén und Eduardo Chillida lernten sich 1971 kennen, als der Bildhauer eingeladen war, an der Harvard University zu lehren. Guillén, der seit 1938 im Exil lebte, lehrte dort.

Die Skulptur zeigt beispielhaft, was die Leere für Chillida bedeutete: In der Frontalansicht ist nicht die Form des Stahls vorherrschend, sondern die der Auslassung (man vergleiche auch mit dem Mural G-333). Die Seitenansicht wiederum zeigt, was die Bögen tun: sie biegen sich nicht um ihrer selber willen. Vielmehr versuchen sie, eine imaginäre Mitte zu fassen. Positiv- und Negtivform erzeugen - untrennbar aufeinander bezogen - einen begrenzenden äußeren und einen begrenzten inneren Raum, die Fülle und die Leere. Chillidas Arbeiten machen den Raum erfahrbar. Chillida fragt danach, was was bedingt, und er fragt damit nach der Zeitlichkeit der materiellen Existenz. Der innere Raum steht bei Chillida nicht zuletzt für »den Binnenraum des Denkens, das tätige Bewusstsein, das Zentrum allen Handelns« [Friedhelm Mennekes, KölnSkulptur 1, 1997]. Es heißt, das Herz, das alles entscheidet, ist letzlich unsichtbar. Und doch ist das Bewusstsein materiellen Bedingungen unterworfen...

Die Skulptur ist gegenüber dem Villena-Palast aufgestellt, eingerahmt von der historischen Mauer des Klosters San Pablo. Chillida hatte die Skulptur für dieses Projekt zunächst aus Beton angefertigt. In letzter Minute verwarf er die Ausführung in Beton und führte sie in Stahl aus, ...

»... weil bei dieser neuen Skulptur die Tiefe in der Umgebung liegt, in der riesigen Steinmauer [der Kirche San Pablo], die die Stahlstruktur umgibt; Es wird eine vertikale Tiefe sein.«
[Eduardo Chillida, El País]

[Foto: mit freundlicher Erlaubnis © 4/2019 Enrique Romero, flickr. Alle Rechte vorbehalten]