Tony Cragg - Werke im öffentlichen Raum

Boye (1996)

Kevlar, 130 x 640 cm.
Standort: Park der Barmenia-Versicherung, Wuppertal (aufgestellt am 10. August 1999). Das Kunstwort "Boye" scheint aus phonetischer Sicht angesiedelt irgendwo zwischen Boje und Oboe...

Diese Arbeit Boye regt an zu betrachten, in welchem Verhältnis Oberfläche und Volumen eines Körpers zueinander stehen. Der Körper der Boye hat auf der einen Seite eine - etwa 80 cm tiefe - Öffnung wie ein Mund (eine konkave Form), im Mittelstück entzieht er sich der Inspektion und am anderen Ende läuft er in einer Spitze aus (eine konvexe Form). Die Form erinnert an eine organische Form wie z.B. an ein Schneckenhaus, eine Larve oder eine Puppe. Die Oberfläche erscheint wie eine Haut, die über ein knöchernes Gerüst gespannt ist. Tatsächlich könnte es sein, dass Cragg diese Arbeit ganz ähnlich wie die Wirbelsäule - The Articulated Column (1996) fertigte: indem er kreisförmige Elemente (man mag sich Hula-Hoop-Reifen vorstellen) entlang einer geschwungenen Linie (gewissermaßen als Achse) anordnete - wobei die Reifen jeweils unterschiedlich stark zur Seite geneigt sind - und die Zwischenräume sodann überspannte. Dadurch, dass Cragg die Art der Konstruktion ablesbar macht (die Oberflächenbeschaffenheit und Farbgebung treten noch hinzu), provoziert er also Empfindungen und Assoziationen, die letztlich dazu führen, dass man das Objekt eher als hohl und leicht denn als schwer und massiv einschätzen würde.

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