Richard Serra - Werke im öffentlichen Raum

Torque (1992)

Das 246 t schwere Tipi aus Stahl, fast 17 m hoch, würde auch von allein halten, weil sich die sechs gegeneinander gelehnten Stahlplatten gegenseitig stützen. Deutsche Bauvorschriften schrieben jedoch vor, dass sie an den oberen Berührungspunkten zu verschweißen seien. Nicht nur der Preis von 958.000 DM entfachte 1992 eine heftige Kontroverse zwischen Befürwortern und Gegnern. Standort: Campus der Universität des Saarlandes, Saarbrücken.

Die trapezförmigen Stahlplatten von Torque (engl. Drehkraft) wurden im Grobblechwalzwerk der Dillinger Hütte hergestellt. Sie sind am oberen Ende breiter (4.29 m) als an der Basis (2.81 m). Dadurch entsteht der Eindruck, die Skulptur würde sich wie wild drehen. Das Innere der Skulptur ist begehbar.

Zur „Drehtür" wird Torque auch durch ihren Standort auf dem Universitätsgelände: «Sie steht an der Nahtstelle zwischen einer älteren Bebauung und den Funktionsbauten aus den 60er und 70er Jahren. Die Gebäude der ehemaligen Below-Kaserne, 1938 entstanden und nach dem Zweiten Weltkrieg Keimzelle der Universität, bilden den Eingangsbereich zum Campus. Es handelt sich um einheitliche Baukörper, die achsensymmetrisch aufeinander bezogen sind. Diesem älteren Baukomplex wurden später Gebäude ohne einheitlichen Gesamtbezug angefügt. Hier mischt sich Torque ein: Durch die Standortwahl wird die Symmetrie des Eingangsbereiches gestört, gleichzeitig aber ein neuer Mittelpunkt geschaffen. Die Gebäude der Umgebung geraten in den Sog der Skulptur oder scheinen von ihrer Fliehkraft ausgestreut.» [Loe 93, S. 30]

Literatur / Links:

[Arm 92] Tobias Armbrüster: Hurz am Bau. DIE ZEIT, 12.6.1992, Nr. 25
[Loe 93] Uwe Loebens: Torque. Richard Serra. Dokumentation zu der Großskulptur auf dem Campus der Universität des Saarlandes, Saarbrücken, 1993. Studien. Schriftenreihe des Instituts für aktuelle Kunst im Saarland an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarlouis, Nr. 2
[Ott 92] Elke Ott: Richard Serra: "Torque" 1992. Saarbrücken. Werkbetrachtung durch Selbsterschließung. Eine Seminararbeit im Fach Kunsterziehung, Universität des Saarlandes, Saarbrücken

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