Richard Serra - Werke im öffentlichen Raum

Maillart Extended (1988)

Zweiteilige Installation, geschmiedeter Stahl, 3.70 m hoch, 7.30 m lang. Standort: an den beiden Brückenköpfen des Viadukts Grandfey, nahe Fribourg (Schweiz).

Die Bahnbrücke über die Schlucht der Saane verbindet die französisch- mit der deutschsprachigen Schweiz auf der West- bzw. Ostseite. Die ursprüngliche, 79 m hohe und 334 m lange Eisenkonstruktion wurde 1858 bis 1862 erbaut, Leitender Ingenieur war der deutsche Wilhelm Nördlinger (*1821 Stuttgart †1908). Die Gesamtlänge der Brücke, inklusive den Widerlagern, beträgt 383 m.

ursprüngliche Konstruktion
[Foto: Wikipedia]
heutige Betonbrücke
[Foto: ClearFrost, flickr]

Die Gitterpfeiler bestanden aus je 3.93 m langen Gusseisen-Rohren, die in 11 Etagen übereinander angeordnet zusammen 43,20 m hoch und mit gitterförmigen schmiedeeisernem Fachwerk verbunden und versteift waren. Für die Pfeiler wurden 1300 t Gusseisen und 700 t Schmiedeeisen (Schweißeisen) verwendet, für die Gitterträgerbalken 1250 t Schmiedeeisen.

Angesichts der Elektrifizierung des schweizer Schienennetzes musste die Brücke verstärkt werden, um die schwereren und schnelleren Züge tragen zu können. 1925 bis 1927 wurde dazu "schlicht" die vorhandene Eisenkonstruktion in Beton eingeschlossen und Bögen ergänzt. Beratender Ingenieur und Tragwerksplaner war der Schweizer Robert Maillart (*1872 Bern †1940 Genf), Pionier grosser Betonbauten in der Schweiz.

Serra brachte am südlichen und am nördlichen Zugang zur Fußgängerpassage (direkt unter dem Eisenbahnbett) L-förmige Stahlelemente an. Mit dieser ortspezifischen Installation kann Serra die Eisenkonstruktion im Innern der Brücke zwar nicht wieder sichtbar machen, aber er erinnert an den historischen Vorgänger der heutigen Brücke und im Besonderen an die tragende Bedeutung ("Bewehrung") und an die Massivität des vom Stahlbeton kaschierten Eisens. Manche Betrachter sehen die beiden Stahlelemente zudem - einer metaphorischen Klammer gleich - als Sinnbild für das Miteinander zweier Kulturen dies- und jenseits der Saane und der Sprachgrenze. [fri-portal]

Im August 2007 ließ die SBB, Eigentümerin des Viadukts, an der Skulptur einen Handlauf montieren, um die Sicherheit für Fußgänger und Fahrradfahrer zu verbessern. Die „Zerstörung“ und „Verschandelung“ des Kunstwerks wurde nach Protesten schnell wieder rückgängig gemacht. Bevölkerung und vor allem Fahrradverbände fordern allerdings die Entfernung der Skulptur - Kunst muss Freude bereiten und darf nicht "stören"... [Freiburger Nachrichten] [pro-velo, S. 12]

Mehr: [Bridging art, design and engineering, von Tyler Green]

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