SkulpTour München

Erich Reusch (*1925 Wittenberg †2019):
o.T. (1979)

Installation 1 von 5: quadratischer Vierkantstahl (24 x 24 cm), 6 x 6 m (Außenmaß). Standort: Bundeswehrverwaltungszentrum München, Dachauer Straße

Fünf Installationen aus nicht-gestischen Formen entlang einer 500m langen Wegachse schaffen eine Raum-Integration, die nachzeitig erlebt wird. Am Anfang und Ende steht jeweils ein quadratischer Rahmen - für den sich Nähernden fokussiert er gewissermaßen den Blick, am Ende der Wegachse, nach außen hin, öffnet er die Installation in den Raum hinein. Manfred Schneckenburger hat Erich Reusch als den „Pionier im dezentralen Raum" bezeichnet, der keine topografischen Strukturen bezeichnet oder einen vorgegebenen Raum vermisst, sondern der diesen Raum selbst schafft. Die plastische Form ist für ihn mithin nachrangig: Reusch zielt auf die Raumerfahrung des Betrachters. In der Tat entfaltet die Arbeit ihre Wirkung erst im Abschreiten, d.h. durch erlebende Rezeption.

"Seit 1956 habe ich erste dezentralisierte Skulpturen entworfen. Durch die Reduzierung der Einzelformen auf ein Minimum (Kuben, Scheiben oder Säulen) entstanden Spannungsfelder, die durch Verdichtung oder Auflösung beträchtliche Dimensionen erreichen. Wichtig war für mich in erster Linie der Gravitationsbezug der Formen untereinander, nicht die Pressung durch das Gewicht auf den Boden. Mit dieser Entscheidung löste ich mich von Bindungen der Skulptur an Vorder- und Seitenansichten. Bestimmend wurde der Ort der Setzung und sein Verhältnis zum umgebenden Raum." [Erich Reusch]

Reusch studierte von 1947 bis 1953 an der Hochschule für Bildende Künste Berlin. Ab 1953 war er in einem Düsseldorfer Architekturbüro tätig, danach von 1956 bis 1964 als freischaffender Architekt in Düsseldorf. Ab 1964 wandte sich Reusch zunehmend der Bildhauerei zu. 1975 wurde er zum Professor an der Kunstakademie Düsseldorf ernannt und auf den Lehrstuhl "Integration Bildende Kunst und Architektur" berufen. Mit einer großen Bodenplastik war Reusch 1977 an der documenta 6 in Kassel beteiligt. Er lebte und arbeitete in Neuenrade / Sauerland. Literatur: Erich Reusch : Arbeiten 1954 - 1998. Ausstellungskatalog zur Retrospektive im Kunstmuseum Bonn, Wienand Verlag, Köln, 1998.

[Foto: mit freundlicher Erlaubnis © 9/2010 Heinz Theuerkauf. Alle Rechte vorbehalten]