SkulpTour München

Ben Muthofer (*1937 Oppeln/Oberschlesien †2020):
Stele diagonal (1986)

Aluminium, Lack, 10 x 1 x 1 m. Offener Wettbewerb des Staatlichen Bauamtes München. Standort: Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, Winzererstraße.

Die klare und ganzheitliche Gestalt jeder einzelnen Arbeit Muthofers zieht den Betrachter in Bann - «einer höheren, absoluteren Ordnung, die Ruhe, Beharren und Identität evoziert. Hier deutet sich eine Affinität an zu ritualen Bildwerken, zu Totems, Idolen, Masken (...)» [Ingrid Ostheeren 1990]. Zwei Elemente sind für diesen Eindruck konstitutiv: die Symmetrie (hier eine Rotationssymmetrie zur Hochachse) und die Diagonale. Die Raumdiagonale verbindet oben und unten, linke und rechts. Die sich aufreckenden, schlanken Stahlbleche scheinen wie um ein gemeinsames Zentrum zu wirbeln. Und immer wieder verstört die Stele diagonal den Blick: wo ist bloß das Volumen, das sich eben noch andeutete, geblieben? Und wie sind diese schlanken Stahlbleche nur gemacht? Wenn ihre Kante hier noch ein Volumen andeutete, löst sie dort einfach in Nichts auf. Der Betrachter wird die Skulptur umschreiten wollen, um diese Stahlbleche zu begreifen.

Wer mag, kann in dieser Skulptur eine Familie versinnbildlicht sehen: Viele unterschiedliche Ahnen-Familien (unten) vereinigen sich in einer Familie (Mitte), die - über ihre Kinder und Kindeskinder - ihre Gene wiederum an unzählige Nachfahren-Familien verteilt.

[Foto: mit freundlicher Erlaubnis © 10/2009 Heinz Theuerkauf. Alle Rechte vorbehalten]