SkulpTour München

Stephan Huber (*1952 Lindenberg/Allgäu, lebt und arbeitet in München):
Gran Paradiso (1997)

Standort: links und rechts des Anfahrtsweges zum Eingang der Neuen Messe München. Das Regal zeigt Modelle der bizarrsten Alpengipfel: vom Großglockner bis zur Zugspitze, von Mont Blanc bis zum Watzmann. Die Glasvitrine zeigt - mittels einer Neonkarte - die großen Alpenflüsse: von der Donau bis zum Po, von der Rhone bis zum Rhein.

Die Identität des Einzelnen hat heute längst die Bezüge zum Ort hinter sich gelassen. Huber parodiert hier die Beschwörungsformel von der gewünschten 'identitätsstiftenden' Wirkung von Kunst im öffentlichen Raum, wie sie in Ausschreibungstexten regelmäßig zu finden ist. Regale und Vitrinen sind für gewöhnlich Orte der Aufbewahrung. Huber musealisiert Landschaft, sozusagen Heimat 'out-of-the-box'. Regale und Vitrinen dienen darüberhinaus auch, insbesondere auf einer Messe, der Verkaufspräsentation. Spielt Huber darauf an, dass unser Landschaftsraum zunehmend kommerzialisiert wird? Verschwindet unsere Heimat mit der Nivellierung kultureller Unterschiede, wie sie sich etwa in an allen Orten gleichen Marken und Ladenketten manifestiert? «Als Gipsmodelle werden sie zu den beherrschbaren, ins Regal einsortierbaren, ästhetischen Konstrukten, zu denen sie eine über Jahrhunderte entwickelte kulturelle und touristische Praxis gemacht hat.» [Stephan Berg, Ausstellungskatalog Kunstverein Hannover, 2001] Mehr, insbesondere Nachtaufnahmen...

[Foto: mit freundlicher Erlaubnis © 8/2009 Heinz Theuerkauf. Alle Rechte vorbehalten]