*1928 Landau in der Pfalz †2002 München
Croissants Arbeiten sind eine Gratwanderung
zwischen organischer Naturform
und geometrischer Vereinfachung.
[Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern]
Croissant verbrachte seine frühe Kindheit in Berlin, ab 1934 bis 1938 in Wien und anschließend wieder in Landau, wo er 1942 eine Steinmetzlehre begann. In Kaiserslautern besuchte er im darauffolgenden Jahr die Schule des deutschen Handwerks. Von 1946 bis 1948 nahm er Unterricht an einer privaten Kunstschule in München, wechselte dann an die Münchner Akademie der Bildenen Künste in die Klasse von Toni Stadler (bis 1953). Croissant lebte und arbeitete dann bis 1966 freischaffend in München. 1968 übernahm er eine Professur an der Frankfurter Städelschule. 1991 kehrte er nach München zurück, wo er bis zu seinem Tod lebte und arbeitete. Croissant war Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Darmstädter Sezession, des Deutschen Künstlerbundes und der „Neuen Gruppe“, München.
Während seiner Zeit an der Städelschule Frankfurt wird Croissant - zusammen mit dem Bildhauer Franz Bernhard - zum Pionier der Bodenplastik in Deutschland: er verzichtete auf den Sockel, legte seine lebensgroßen, abstrahierten Liegenden auf den Boden. Seit den 70er Jahren war sein Schaffen geprägt durch das ewig menschliche Thema Vergänglichkeit: Verlust, Auslöschung, Tod. Dieses Thema verkörpert sich in einer abstrakten, anonymen und abweisenden Form, innerhalb der das Menschenbild nur noch als Gestaltzeichen aufscheint. [Georg-Kolbe-Museum]
Croissant arbeitet keineswegs mehr illusionistisch und in offenen Formen, sondern verspannt die Formeinheiten in festem Umriss zu geschlossenen Volumina. Sie zeichnen sich durch Gesichtslosigkeit und das Fehlen jeder Gestik aus. (...) Gestaltungsvorgang, der von der menschlichen Existenz in seiner Gefährdung ausgeht. Croissant verkürzt sein Menschenbild auf typisierende 'Verkörperungen'. [virtuelles museum moderne nrw]
Ausdruck einerseits der Ausgesetztheit des Menschen in einer fremd gewordenen Welt, andererseits, in der Formkonzentration, auch seines Behauptungswillens. [Ludwig Rinn]
Alle Arbeiten von Michael Croissant, so abstrakt sie scheinen mögen, zeigen den Menschen. In seinen Körpersäulen, mehr noch in seinen Köpfen gelingt es dem Künstler, dem industriellen Material der geschweißten Stahlplatten zum Leben zu verhelfen. Dabei werden Gefühle nicht als expressionistische Geste aufgesetzt, visuell deutlich nachvollziehbar, sondern bleiben im Kopf-Körper eingeschlossen, begreifbar nur als verhaltene, innere, innerliche Spannung des leicht verwölbten Bleches als Spuren der Bearbeitung an den Kanten und an der Oberfläche des Stahls oder der Bronze. In der Reduktion auf den Kopf, auf den Teil des menschlichen Körpers, der gemeinhin als Träger des Verstandes, der Vernunft gesehen wird, in der Trennung vom Körper versucht er das menschliche Antlitz neu in seiner Zeitgenossenschaft zu formulieren und dabei einen Blick dahinter zu werfen, in den Kopfraum, in den Menschen. [Galerie Scheffel]
Während Croissant für seine frühen figurativen und amorph-informellen Plastiken noch in Bronze arbeitete, entstanden seine Figuren und Köpfe seit Mitte der 70er Jahre vorwiegend aus verschweißten Eisenblechen. Ab 1980/81 arbeitete Croissant dann mit 3-4 mm dicken Bronzeblechen, aus denen er Stücke passend herausschnitt und verschweißte.
Die Figuren sind wie Mumien verpackt, geradezu verpanzert, und wahren in dieser "Verhüllung" eine Distanz, die sie unangreifbar zu machen scheint. [Ketterer Kunst]
1955 | Stipendium des „Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie“ |
1959 | Teilnahme an der Biennale in Middelheim |
1960 | Pfalzpreis |
1963 | Darmstädter Kunstpreis |
1964 | Förderpreis im Bereich Bildende Kunst der Stadt München |
1966 | Hans-Purrmann-Preis |
1978 | Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz |
1985 | Reinhold-Kurth-Kunstpreis der Stadtsparkasse Frankfurt für das Gesamtwerk |
1992 | Max-Lütze-Medaille, Stuttgart |
1993 | Bundesverdienstkreuz 1. Klasse |
[GO 03] | Josephine Gabler, Birk Ohnesorge (Hrsg.): Der Bildhauer Michael Croissant (1928 - 2002); Mit dem Werkverzeichnis der Skulpturen. Stiftung für Bildhauerei, Berlin, 2003 [Anlässlich einer Ausstellung im Georg-Kolbe-Museum, Berlin / Sparkassenakademie Schloss Waldhausen / Rathausgalerie, München] |
[Rie 02] | Peter A. Riedl: Michael Croissant. Hrsg. Klaus Waldschmidt, Prestel-Verlag, München, 2002 [207 S., 31 cm, mit vielen schwarz-weiß Fotos, vom Künstler selbst fotografiert] |
Dr. Emden-Weinert | created: 2009/11/09, last changed: 2021/12/08 |