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Dolores Zinny (*1968 Rosario/Argentinien) & Juan Maidagan
(*1957 Rosario): Hippocampus (2016)

Bronze auf Betonfundament, 5 m hoch, Guss (2016): H. Noack, Berlin. Standort: Campus Westend, 2016 aufgestellt. Die Arbeit ging als Gewinner aus einem internationalen Wettbewerb des Landes Hessen hervor. Eigentum: Goethe Universität.

Mit Titel und Form beziehen sich das Künstlerpaar auf den Hippocampus als zentrale Schaltstation des limbischen Systems im Gehirn. Er ist für die Gedächtniskonsolidierung, also die Überführung von Gedächtnisinhalten aus dem Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis, zuständig. Im Zusammenhang mit dem Aufstellungsort, dem IG Farben-Haus, werden Fragen aufgeworfen wie etwa, wie wir mit unserem historischen Erbe umgehen, inwieweit wir die Erinnerung - kritisch - wachhalten oder inwieweit wir aus der Vergangenheit zu lernen imstande sind - für die Zukunft. Studenten wie Fakultät hatten sich dafür eingesetzt, den Namen IG Farben-Haus beizubehalten. Das IG-Farben-Haus, entworfen von Hans Poelzig (*1869 Berlin †1936 ebd.), wurde 1928 bis 1931 als Zentralverwaltung für die I.G. Farben erbaut. Die Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG mit Sitz in Frankfurt am Main war Ende 1925 aus dem Zusammenschluss von acht deutschen Unternehmen entstanden. In den 1930er Jahren expandierte sie stark, auch durch „Arisierungen“, und war seinerzeit das größte Unternehmen Europas, das viertgrößte der Welt und das größte Chemie- und Pharmaunternehmen der Welt. Es produzierte den kriegsrelevanten synthetischen Kautschuk und Treibstoff, den Nervenkampfstoff Tabun und insbesondere Zyklon B. Im Konzentrationslager Monowitz, Auschwitz III, setzte es, unterstützt durch SS-Einheiten, in großem Umfang Zwangsarbeiter ein. Der Alliierte Kontrollrat ordnete 1945 die Auflösung des Unternehmens an.

Eine weitere öffentliche Arbeit des Künstlerpaares ist Vergessenskurve (2013) am Campus der Hochschule Fulda. Zinny und Maidagan arbeiten seit 1990 zusammen. Stipendien wurden ihnen zuteil u.a. seitens des Whitney Museum, New York, des Art OMI, New York, dem Fondo Nacional de las Artes in Argentina oder des DAAD Artist in Berlin Program (2002). Einzelausstellungen widmeten dem Künstlerpaar u.a. die Fundación PROA, Buenos Aires (2016), das Museum für Moderne Kunst, Frankfurt (2009), The Showroom, London (2003), das Moderna Museet, Stockholm (2000), das Museo Rufino Tamayo, Mexico City (2000) und das New Museum, New York City (1999). Zinny und Maidagan leben seit 2002 in Berlin, zuvor in New York (seit 1994).

Mehr:
[zinny-maidagan.com]
[kunst-im-oeffentlichen-raum-frankfurt.de]

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