SkulpTour Fulda

Franz Erhard Walther (*1939 Fulda, lebt und arbeitet seit 2005 ebd.):
Monument für König Konrad I (2019)

Sandstein, 375 (mit Sockel) x 245 x 30 cm, 9 t schwer. 911 vergoldete Plättchen, in 35 Reihen zu je 26 angeordnet (bis auf 1).

Wenige Tage nach seiner Enthüllung wurde das Denkmal Opfer von Vandalismus, es wurde bekritzelt und mit einem verfassungsfeindlichen Symbolen beschmiert. Die Stadt ließ daraufhin das Denkmal verhüllen. Foto-Berichte von der Einweihung / Enthüllung am 21. Dezember 2019: [Fuldaer Zeitung] [Osthessen News] [Osthessen Zeitung]

Standort: Domplatz. Fertigung: Firma Böse Naturstein, Großenlüder, und Thomas Stephan, Langenbieber. Die Idee für ein Denkmal für König Konrad wurde angeregt und unterstützt von der Fuldaer „Bürgerschaftlichen Initiative“ in Zusammenarbeit mit der Stadt Fulda. Finanziert mit Fördermitteln des Bundes und der Sparkassenstiftung Hessen-Thüringen.

In Fulda ist ein König bestattet. König Konrad I. (881–918) regierte von 911 bis 918 n. Chr. Auf eigenen Wunsch wurde Konrad I. nach seinem Tod am 23. Dezember 918 in Weilburg im Janaur 919 in der Basilika des Benediktinerklosters Fulda begesetzt. Das Kloster, in dem 754 Bonifatius beigesetzt worden war, hatte 774 durch Karl den Großen die Immunität erhalten und war somit zum Reichskloster geworden. Die Fuldaer Äbte Baugulf und Ratgar schickten Mönche zu Studien nach Tour oder an die Hofschule Karls des Großen in Aachen. Baugulf und Ratgar ließen zwischen 791 und 819 die später so genannte Ratgar-Basilika bauen: sie orientierte sich am Vorbild des Alten Petersdoms in Rom und war zu dieser Zeit der größte Kirchenbau nördlich der Alpen. Fulda gewann Anschluss an die karolingische Renaissance.

Konrad I. war der erste König des Ostfrankenreichs; dieses war aus der Dreiteilung des Fränkischen Reiches im Jahre 843 hervorgegangen. Während die Herrschaft zuvor vererbt wurde, wurde Konrad I, Herzog von Franken, - als erster Nicht-Karolinger - von Franken, Sachsen, Alemannen und Bayern zum König gewählt (unter Fürsprache des Erzbischofs von Mainz). Er wird deshalb auch als der erste deutsche König bezeichnet.

Inwieweit seine Wahl als Beleg eines „deutschen Nationalgefühls“ gewertet werden kann, ist in der Geschichtsforschung heute umstritten, verstanden sich doch Franken, Bayern, Sachsen oder Schwaben - obwohl deutschsprachig - in erster Linie als ihrer eigenen Gruppe zugehörig. Eine von der „Bürgerschaftlichen Initiative“ 2018 in Fulda ausgerichtete geschichtswissenschaftliche Tagung über den deutschen Föderalismus kommt aber zu der Auffassung, dass das Zustandekommen und der Verlauf der Herrschaft Konrads als "Wurzelgrund des Prinzips föderaler deutscher Staatlichkeit" gelten können. Bereits 2005 hatte die Bürgerschaftliche Initiative eine Tagung zum Thema Konrad I. – Auf dem Weg zum 'Deutschen Reich'? im Vonderau-Museum, Fulda, gefördert.

Walther will nach eigener Aussage: „Zeit sichtbar oder anschaulich machen. Meine Arbeit ist keine Skulptur oder ein Bild – sondern allenfalls eine Projektionsfläche.“ Mit den 911 vergoldeten Plättchen setzt Walther dabei den Akzent auf die Wahl König Konrads. Das einzelne goldene Plättchen in der untersten Reihe mag man als Anregung verstehen, die Regierungszeit König Konrads gleichsam als ein Puzzlestein im Verlauf der Geschichte über die Jahrhunderte zu betrachten. In diesem Sinne gilt es, den Verlauf der Geschichte weiterzuverfolgen, auch weiterzudenken und den eigenen Platz darin zu finden.

Mehr:
Dietmar Willoweit (Hrsg.): Föderalismus in Deutschland. Zu seiner wechselvollen Geschichte vom ostfränkischen Königtum bis zur Bundesrepublik. Böhlau Verlag, Köln, 2019

[Foto: 7/2021 tew. Lizenz: Creative Commons Namensnennung - nicht kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen]