Die Form in der Architektur

Le Corbusier (*1887 La Chaux-de-Fonds / Schweiz †1965 Roquebrune-Cap-Martin / Frankreich): Chapelle Notre-Dame du Haut de Ronchamp (1950-55)

Die von Le Corbusier gestaltete katholische Wallfahrtskirche zählt zu den Ikonen der Architektur und seit 2016 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Le Corbusier, der „die Kasbah nicht weniger verehrte als den Parthenon” [Wolfgang Pehnt, 1984], „hatte die Kunst des Bauens auf die ästhetische Erfahrung der Skulptur zentriert” [Markus Brüderlin].
Standort: Ronchamp, am Fuß der Vogesen, Département Haute-Saône.

Während der Kern des Baus den Anschein einer Trutzburg vermittelt - bei gleichzeitiger Öffnung durch schlitzförmige Zugänge - greift das geschwungene Dach aus Sichtbeton aus in den Raum. Der Bau reckt sich nicht selbst - wie eine gotische Kathedrale - ehrfurchtgebietend in den Himmel, eher scheint er den Kosmos in sich aufnehmen, ihn empfangen zu wollen; Oder: mit seinen gekurvten Linien die Herzen ringsum in die Höh reißen zu wollen. Le Corbusier reagiert damit nicht zuletzt auf die religiöse Bedeutung des Ortes, der, auf einer Kuppe über dem Tal gelegen, seit der Christianisierung im 4. Jahrhundert n. Chr. ein Marienheiligtum beherbergte und im 18. Jahrhundert zur Pilgerstätte wurde.

[Foto: 6/2008 Wladyslaw, Wikipedia. Lizenz: Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen]