Ansgar Nierhoff - Werke im öffentlichen Raum

Lichtung zu Einem (1992)

Dreidimensional geschmiedeter Stahl, vier gleichgroße Blöcke à 130 x 130 x 65 cm sowie vier Kugeln unterschiedlichen Durchmessers: 111, 121, 131 und 142 cm. Direkte Beauftragung der Deutschen Bank in Abstimmung mit der Stadt Köln. Standort: Hauptfiliale Deutsche Bank, Andreaskloster 14, Köln

Das Gebäude der Deutschen Bank legt sich im rechten Winkel um die Sankt-Andreas-Kirche. Der Raum dazwischen verbleibt zunächst als "Restfläche". Eine glatte Fassade mit orthogonaler Linienführung auf der einen Seite stößt hier auf das vielfältig plastisch gegliederte Gemäuer der Kirche auf der anderen Seite. Bevor Nierhoff mit seinen Stahlobjekten "sehendes Verhalten herausfordert" [Georg-W. Költzsch, 1992], macht er zunächst die Gestalt des Platzes augenfällig, indem er die Pflasterung die architektonischen Gegebenheiten aufnehmen lässt: Pflastersteine, im Rund geschwungen, um die Kirche herum, Steinplatten im orthogonalen Raster entlang der Fluchten des Bankgebäudes.

"Verlässliche Stabilität und potentielle Mobilität sind die augenfälligen und inhaltlich bestimmten Formen dieser Skulptur."
[Ansgar Nierhoff, 1992]

Den Titel der Arbeit lässt Nierhoff bewusst bedeutungsoffen, er gibt eigenen Assoziationen seitens des Betrachters weiten Raum. So mag der Titel "Lichtung zu Einem" darauf anspielen, dass der L-förmige Platz durch die scheinbar zufällig verteilten Kugeln sowie durch den zusammengefügten Quader am Schnittpunkt der beiden Achsen als ein zusammengehöriger Raum wahrgenommen wird. Der aus vier kleineren, aneinandergefügten Quadern zusammengesetzte größere dient dabei als Bezugspunkt für das "Kugelspiel", das der Betrachter als ein Kraftfeld wahrnimmt. Aufgrund des spezifischen Orts (Kirche) mag der geneigte Betrachter anstatt der vier gleichen Stahlquader (dem Positiv) vielmehr die vier Berührungskanten zwischen den Quadern (das Negativ) sehen, die ein Kreuz formen.

Die Kugel taucht Mitte der 1980er Jahre in Nierhoffs Werk auf. Doch erst später ist es ihm möglich, auch Kugeln von über 1 m Durchmesser zu schmieden. Eine Kugel wird dabei aus einem glühenden Stahlquader durch eine Vielzahl von Fallhammerschlägen bzw. durch die Schmiedepresse über dem Werktisch geschmiedet. Korrekterweise ist die Kugel also vielmehr als ein Polyeder ("Vielflächner") zu bezeichnen. Interessanterweise entspricht das Volumen (und damit auch das Gewicht) der vier Stahlquader zusammen genommen fast genau dem Gesamtvolumen der vier Kugeln der Lichtung zu Einem.

Literatur: [ Ansgar Nierhoff: Lichtung zu Einem. Eine 8teilige, geschmiedete Eisen-Skultur auf dem Platz Andreaskloster, zwischen der Kirche Sankt Andreas und der Deutschen Bank in Köln. Selbstverlag, 1992 ]

[Foto: 3/2006 hpschaefer (reserv-art.de), Wikimedia Commons.
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